Mutter unser, die Du bist im Himmel?

Mit dem Kinostart des Films „Die Hütte“, werden wir an einen ganzen Mix von theologischen Fragen erinnert, die durch den Roman aufgeworfen wurden, und das Göttliche jetzt auch auf eine Leinwand projizieren wollen. Eine der Hauptfiguren im Buch ist zum Beispiel eine Frau namens Papa, welche die Rolle von Gott dem Vater spielt. Ihr Charakter entfacht wieder Fragen über die göttliche Identität und die Wortwahl der Geschlechter.

"Ich bin weder männlich noch weiblich", enthüllt sich Papa im Roman, "obwohl beide Geschlechter aus meiner Natur abgeleitet sind. Wenn ich mich entscheide Dir als Mann oder Frau zu erscheinen, dann weil ich dich liebe. Ich erscheine Dir mit Absicht als Frau um lasse mich von Dir Papa nennen, einfach um Metaphern zu vermischen, um Dir zu helfen damit Du nicht so leicht in deine religiöse Konditionierung zurückfällst."

Mit religiöser Konditionierung meint der Autor den, aus seiner Sicht, Fehler, dass Gott hauptsächlich in sprachlich männlichen Metaphern wiedergegeben wird. Sollten wir also, wenn es um göttliche Titel für Gott geht, mehr einschließend und Geschlechtsvermischend sein?

Unbeabsichtigt hat uns ein Student aus den Niederlanden kürzlich etwas Ähnliches gefragt:

Neulich habe ich jemanden auf meiner Universität getroffen welche mich von der Existenz einer weiblichen Göttin – Gott die Mutter – überzeugen wollte und dazu verschieden Bibelstellen benutzte. Ich hatte mir zuvor niemals Gedanken dazu gemacht und wusste deshalb auch nicht wich ich Ihr antworten sollte. Als Christ glaube ich nicht das dies stimmen kann. Aber wie kann ich es anhand der Bibel beweisen?

Dies ist, auf vielen verschiedenen Ebenen eine gute Frage, und der Impuls ist richtig: Die Bibel titelt Gott niemals als unsere Mutter. Aber die Frage ist es Wert sorgfältiger betrachtet zu werden, denn in dutzenden von Stellen verwendet die Bibel feminine Sprache für Gott.

Feminine Passagen

Es lohnt sich vorneweg die Worte Jesus zu gebrauchen "Gott ist Geist" (Johannes 4:24). Gott ist kein sexuelles Wesen, noch ist er ein biologischer Mann. Er ist Geist. "Von Ewigkeit her," sagt John Piper, "hat Gott keinen physischen Körper und deshalb hat er keine männlichen Eigenschaften: Gesichtsbehaarung, Muskulatur, männliche Genitalien, keine Y-Chromosomen, keine männlichen Hormone. Der Begriff männlich ist ein biologisches Wort, und Gott ist kein biologisches Wesen "(Auszug aus dem Podcast: Frage Pastor John, Folge 294).

Doch auch ohne biologischen Körper hat Gott sich in der Schrift entschlossen, sich sowohl durch maskuline wie feminine Sprache zu Offenbaren. In der Tat wird Gottes Charakter und seine Handlungen an mindestens 26 Stellen durch feminine Bilder offenbart:

  • Nummeri 11:12: Hab ich denn all das Volk empfangen oder geboren, dass du zu mir sagen könntest: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme ein Kind trägt, in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast?
  • Deuteronomium 32:18: Deinen Fels, der dich gezeugt hat, hast du außer Acht gelassen und hast vergessen den Gott, der dich gemacht hat.
  • Ruth 2:12: Der HERR vergelte dir deine Tat, und dein Lohn möge vollkommen sein bei dem HERRN, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dass du unter seinen Flügeln Zuflucht hättest.
  • Hiob 38: 8: Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es herausbrach wie aus dem Mutterschoß,
  • Hiob 38: 28-29: Wer ist des Regens Vater? Wer hat die Tropfen des Taus gezeugt? Aus wessen Schoß geht das Eis hervor, und wer hat den Reif unter dem Himmel gezeugt,
  • Psalm 17: 8: Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.
  • Psalm 22: 9-10: »Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.« Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen; du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.
  • Psalm 90: 2: Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
  • Psalm 91: 4: Er wird dich mit seinen Fittichen decken, / und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild
  • Psalm 123: 2: Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren sehen, wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Frau, so sehen unsre Augen auf den HERRN, unsern Gott, bis er uns gnädig werde.
  • Psalm 131: 2-3: Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter; wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir. Israel, hoffe auf den HERRN von nun an bis in Ewigkeit!
  • Sprichwörter 8: 1: Ruft nicht die Weisheit, und lässt nicht die Klugheit sich hören?
  • Sprichwörter 8: 22-25: Der HERR hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. Als die Meere noch nicht waren, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren,
  • Jesaja 31: 5: Und der HERR Zebaoth wird Jerusalem beschirmen, wie Vögel es tun mit ihren Flügeln, er wird schützen, erretten, schonen und befreien.
  • Jesaja 42: 13-14: Der HERR zieht aus wie ein Held, wie ein Kriegsmann kommt er in Eifer; laut erhebt er das Kampfgeschrei, zieht wie ein Held wider seine Feinde. Ich schwieg wohl eine lange Zeit, war still und hielt an mich. Nun aber will ich schreien wie eine Gebärende, ich will laut rufen und schreien.
  • Jesaja 45:10: Weh dem, der zum Vater sagt: Warum zeugst du?, und zur Frau: Warum gebierst du?
  • Jesaja 46: 3: Hört mir zu, ihr vom Hause Jakob und alle, die ihr noch übrig seid vom Hause Israel, die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an mir aufgeladen seid:
  • Jesaja 49:15: Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.
  • Jesaja 63:15: So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich.
  • Jesaja 66: 7-13: Ehe sie Wehen bekommt, hat sie geboren; ehe sie in Kindsnöte kommt, ist sie eines Knaben genesen. Wer hat solches je gehört? Wer hat solches je gesehen? Ward ein Land an "einem" Tage geboren? Ist ein Volk auf einmal zur Welt gekommen? Kaum in Wehen, hat Zion schon ihre Kinder geboren. Sollte ich das Kind den Mutterschoß durchbrechen und nicht auch geboren werden lassen?, spricht der HERR. Sollte ich, der gebären lässt, den Schoß verschließen?, spricht dein Gott. Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an dem Reichtum ihrer Mutterbrust. Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Ihre Kinder sollen auf dem Arme getragen werden, und auf den Knien wird man sie liebkosen. Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.
  • Hosea 13: 8: Ich will sie anfallen wie eine Bärin, der ihre Jungen genommen sind, und will ihr verstocktes Herz zerreißen und will sie dort wie ein Löwe fressen; die wilden Tiere sollen sie zerreißen.
  • Matthäus 23:37: Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!
  • Lukas 13:34: Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt werden, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel und ihr habt nicht gewollt!
  • Lukas 15: 8-10: Oder welche Frau, die zehn Silbergroschen hat und "einen" davon verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet? Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte. So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
  • Johannes 3: 3-8: Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde,1 so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.
  • 1 Peter 2: 2-3: und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil, da ihr ja geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.

Aber auch zusammengenommen erlauben uns diese Beweise nicht zu "unserer Mutter, im Himmel" zu beten und dafür gibt es mindestens drei zwingende Gründe.

1. Stille in Titeln

In seinem Buch Unser Vater im Himmel: Christlicher Glaube und Inklusive Sprache für Gott, veröffentlichte John Cooper die Schlussfolgerungen aus seinem Studium dieser Passagen. Eine seiner hauptsächlichen Entdeckungen war, dass weibliche Metaphern für Gottes Wirken tatsächlich gelegentlich verwendet werden, um den zärtlichen und pflegenden Charakter Gottes zu veranschaulichen, jedoch enthält keine dieser Referenzen weibliche Namenstitel für Gott. Cooper erklärt;

Linguistisch sind alle klaren und plausiblen Fälle von weiblichem Bezug auf Gott entweder Bilder oder Redewendungen: Gleichnisse, Analogien, Metaphern und Personifikation.... Es gibt keine Fälle, in denen feminine Begriffe als Namen, Titel oder Aufrufungen Gottes verwendet werden, und so gibt es keine femininen Pronomen für Gott. Es gibt keine Fälle, in denen Gott direkt von einem femininen Begriff identifiziert wird, noch ein metaphorisches Prädikat-Nomen. Mit anderen Worten, Gott wird niemals direkt als eine Mutter, eine Geliebte oder ein weiblicher Vogel angesprochen ganz anders wird von Ihm gesprochen als Vater, König, Richter oder Hirte. (Seite 89)

Das erklärt, warum wir in der Schrift viele männliche Titel für Gott finden: Herr, Vater, König, Richter, Retter, Herrscher, Krieger, Hirte, Ehemann und sogar eine Handvoll metaphorisch maskuline Titel wie Fels, Festung und Schild. Während feminine Titel für Gott - Königin, Dame, Mutter und Tochter - nie benutzt werden.

2. Die Bedeutung der Menschwerdung

Das zweite zwingende Argument ist die Trinität. Natürlich markiert der fleischgewordene Jesus die Ankunft des "God-man" („Gott gewordener Mensch in männlicher Form“ auf deutsch) in der Menschheitsgeschichte. Anders als der ewige Gott (der nicht-biologisch ist) tritt Jesus als Inkarnation auf die Erde und nimmt die biologische Männlichkeit als Sohn Gottes an. Von diesem Punkt an, da sich die Natur Gottes immer deutlicher offenbart – spezifischer indem die Konturen der Trinität im Neuen Testament auftauchen und sich die Vater-Sohn Dynamik immer mehr entwickelt, finden wir einen scharfen Abfall weiblicher Metaphern für Gott.

Diese trinitarische Entfaltung erklärt, warum ein Großteil der weiblichen Sprache für Gott im Alten Testament gefunden wird. In den Worten Cooper`s: "Da die Bibel allmählich Gott als Vater, Sohn und Heiligen Geist und Jesus als den Messias, den Sohn Gottes, offenbart, erhöht sich die weibliche Bildsprache für Gott nicht, sondern tritt zurück in den Hintergrund" (90).

3. Feminine Metaphern für Männer

Drittens, wie der Theologe John Frame hervorhebt, ist es nicht ungewöhnlich, in der Schrift feminine Bildsprache, welche absichtlich auf Männer angewendet wird, zu sehen (wie in 2 Samuel 17: 8). Das macht insofern im positiven Sinn, als das heute oft von der femininen Seite von Männern gesprochen wird; und gemeint damit gemeint ist, dass Männer vermehrt Stärken wie z.B. Sanftmut, welche meistens eher Frauen zugeordnet werden, zeigen sollen (ja sollten!).

Die Sorge des Apostels Paulus` über das Wachstum seiner Kirchen war für ihn wie der Schmerz der Geburt eines Kindes (Galater 4:19). Und Paulus apostolische Sanftmut war so etwas wie die Freundlichkeit und Geduld einer stillenden Mutter (1 Thessalonicher 2: 7). Offensichtlich wird Paulus` Männlichkeit nie durch diese weiblichen Metaphern in Frage gestellt.

Dies gilt auch für markante Passagen wie das Versprechen des Blühens in Zion, welches in Jesaja 60:16 mit Worten der Säugung "an der Brust der Könige" dargestellt ist. Frame zieht die Schlussfolgerung, "Während die Schrift diese weiblichen Metaphern (von Geburt und Pflege) für Gott nützt; so gibt es uns dennoch keinen Anhalt über Gott als weiblich zu denken, genau so wenig wie diese Könige Frauen sind "(Lehre von Gott, 381-382).

"Meine Schlussfolgerung aus diesen biblischen Bezügen ist, dass es ein paar feminine Bilder von Gott in der Schrift gibt, aber sie schlagen keine sexuelle Ambivalenz in der göttlichen Natur vor. Sie rechtfertigen, noch geschweige erlauben den Gebrauch von "Mutter" oder femininen Pronomen für Gott "(383).

Ein Wort für Frauen

Schlussfolgerung: sind Männer göttlicher? Absolut nicht.

"Alles, was in der Frau geschaffen wurde und sie vom Mann abhebt, kommt von Gott und spiegelt etwas von ihm wieder", betont Piper. "Die Frau wurde nicht nach einem anderen Gott modelliert. Es gibt keinen anderen Gott. Sie wurde nach Gottes Ebenbild modelliert. Wenn die Bibel sagt, dass sie und er im Bilde Gottes erschaffen wurde, bedeutet das, dass sie auch nach dem Vorbild ihres Schöpfers gemacht wurde. Es ist aber wichtig zu betonen, dass in seinem essentiellen göttlichen Wesen, Gott nicht auf seine inkarnierte Form der Vereinigung mit der Menschheit Bezug genommen werden sollte, sondern in seinem essentiellen, göttlichen Wesen ist Gott weder männlich noch weiblich. Männlichkeit und Weiblichkeit sind Gottes Schöpfung, als biologische Träger der Männlichkeit und Weiblichkeit, die beide in Gott verwurzelt sind " (fragen Sie Pastor John, Folge 294).

Und doch sind Gottes selbstgewählte Titel wichtig. Maskuline Titel für Gott sind nicht der Beweis für "religiöse Konditionierung", sondern das Produkt der Selbstoffenbarung Gottes. Gott hat sich entschieden, sich selbst durch männliche Titel zu offenbaren, und wir erhalten diese Titel durch den Glauben, in den Worten des Theologen Bruce Waltke "Es ist unentschuldbare Anmaßung, ja Gotteslästerung seitens von sterblichen, die Bilder ändern zu wollen durch welche sich der ewige Gott entschlossen hat sich zu Repräsentieren/Offenbaren" (alttestamentliche Theologie, 244).

Gott, der Vater, ist Geist. Er macht Mann und Frau in seinem eigenen Bild, obwohl er selbst nicht männlich oder weiblich ist. Er zieht es vor, uns seine eigene Natur durch maskuline Titel und manchmal in weiblichen Metaphern zu manifestieren. Wir können all diese Unmöglichkeiten dem Versuch hinzufügen Gott den Vater auf eine Leinwand projizieren zu wollen.