Rut: Das Beste kommt noch

Rut 4

Da wir uns dem Ende der Serie über das Buch Rut nähern, sollten wir uns vor allem fragen: Was können wir von diesem Buch lernen? Was will uns der Verfasser mit diesem Buch begreiflich machen?

Was lernen wir von dem Buch Rut?

Ich denke, hier ist das Hauptanliegen: Das Leben der Gläubigen ist nicht eine schnurgerade Linie zur Herrlichkeit, aber sie gelangen[gewiß] dorthin. Das Leben der Gläubigen ist nicht wie die Autobahn durch Nebraska, sondern wie eine Bundesstraße durch die ‘Blue Ridge Mountains’ im Staat Tennessee. Es gibt Geröll und Abgründe, dunkle Nebelschwaden, Bären und rutschige Biegungen, Haarnadelkurven, die dich rückwärts zwingen, um voranzukommen. Und doch, auf dieser gefahrvollen gewundenen Straße , auf der du nicht weit sehen kannst, sind häufig Schilder aufgestellt, die verkünden: “Das Beste kommt noch.” Und rechts unten, in der unverkennbaren Handschrift stehen die Worte: “So wahr ich lebe, sagt der Herr!”

Das Buch Rut ist eins dieser Schilder, das wir lesen sollen. Es wurde geschrieben und darüber gepredigt, um ihnen in diesem Hochsommer Ermutigung und Hoffnung zu geben, dass alle verwirrende Wenden in ihrem Leben in letzter Zeit keine Sackgassen sind. In allen Rückschlägen in ihrem Leben als Gläubige ist Gott am Werk, Freude für sie zu schaffen.

Rückschläge, Hoffnung und Strategische Gerechtigkeit

Die Geschichte Ruts liest sich wie eine Serie von Rückschlägen. In Kapitel 1 mussten Noomi und ihre zwei Söhne ihr Heimatland in Juda wegen einer Hungersnot verlassen. Dann stirbt Noomis Mann. Ihre Söhne heiraten Moabiter Frauen und zehn Jahre lang scheinen die Frauen unfruchtbar zu sein. Dann sterben ihre Söhne und Noomi ist mit den beiden Witwen allein zu Hause. Obwohl Rut sich an sie hängt, schließt das 1. Kapitel mit Noomis bitterer Klage: “Voll bin ich gegangen, und leer hat mich der HERR zurückkehren lassen.... Der Allmächtige hat mir Böses getan.”

In Kapitel 2 ischöpft Noomi wieder Hoffnung, denn Boas erscheint auf der Bühne als möglicher Kandidat, Rut zu heiraten. Er macht aber Rut keinen Heiratsantrag. Er unternimmt [überhaupt] keine Schritte. So scheint es wenigstens anfänglich zu sein. Das Kapitel endet in übersprudelnder Hoffnung, in großer Spannung und Unklarheit, wie alles aufgeht.

In Kapitel 3 riskieren Noomi und Rut ein gewagtes mitternächtliches Abenteuer. Rut geht zu Boas auf die Tenne und sagt faktisch: “Ich möchte, dass Du über mich als mein Mann die Flügel breitest .” Doch in dem Moment, da die Tragödie von Ruts Witwenstand sich in eine wunderbare Liebesgeschichte aufzulösen scheint, fällt der Felsbrocken der Blue Ridge Mountains auf die Straße in Ruts Leben. Nach hebräischem Brauch gibt es jemanden, der Vorrang hat, Rut zur Frau zu nehmen. Untadelig und aufrichtig wie er ist, will Boas keinen Schritt wagen, bevor dem Gesetz Genüge getan worden ist. So schließt das 3. Kapitel wieder in der Erwartung eines erneuten Rückschlags.

(4. Kapitel)

4,1 Boas aber war zum Tor hinaufgegangen und hatte sich dort hingesetzt. Und siehe, der Löser kam vorbei, von dem Boas geredet hatte. Da sagte er: Komm herüber, setze dich hierher, du Soundso! Und er kam herüber und setzte sich. 4,2 Und Boas nahm zehn Männer von den Ältesten der Stadt und sagte: Setzt euch hierher! Und sie setzten sich. 4,3 Und er sagte zu dem Löser: Das Feldstück, das unserem Bruder Elimelech gehörte, will Noomi, die aus dem Gebiet von Moab zurückgekehrt ist, verkaufen. 4,4 Da habe ich nun gedacht, ich will es deinem Ohr eröffnen und vorschlagen: Erwirb es im Beisein derer, die [hier] sitzen, und im Beisein der Ältesten meines Volkes! Wenn du es lösen willst, löse! Wenn du es aber nicht lösen willst, dann teile es mir mit, damit ich es erkenne! Denn außer dir ist niemand zum Lösen da, und ich [komme erst] nach dir. Er sagte: Ich will es lösen. 4,5 Da sagte Boas: An dem Tag, da du das Feld aus der Hand Noomis erwirbst, hast du auch die Moabiterin Rut, die Frau des Verstorbenen, erworben, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbteil [neu] erstehen zu lassen. 4,6 Da sagte der Löser: Dann kann ich es für mich nicht lösen, sonst richte ich mein eigenes Erbteil zugrunde. Übernimm du für dich meine Lösungspflicht, denn ich kann [wirklich] nicht lösen!

4,7 Früher nun [galt] in Israel für ein Loskaufverfahren oder für ein Tauschgeschäft, wenn man irgendeine Sache bestätigen wollte, dies: Der eine zog seinen Schuh aus und übergab ihn dem anderen; und das [galt] als Bezeugung in Israel. 4,8 Als nun der Löser zu Boas sagte: Erwirb es dir! - zog er seinen Schuh aus. 4,9 Da sagte Boas zu den Ältesten und zu allem Volk: Ihr seid heute Zeugen dafür, daß ich aus der Hand Noomis hiermit alles erworben habe, was dem Elimelech, und alles, was Kiljon und Machlon gehört hat. 4,10 Somit habe ich mir auch Machlons Frau, Rut, die Moabiterin, als Frau erworben, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbteil [neu] erstehen zu lassen, damit nicht der Name des Verstorbenen ausgerottet wird aus dem Kreis seiner Brüder und aus dem Tor seines [Heimat]ortes. Ihr seid heute Zeugen! 4,11 Und alles Volk, das im Tor war, und die Ältesten sagten: [Wir sind] Zeugen! Der HERR mache die Frau, die in dein Haus kommt, wie Rahel und wie Lea, die beide das Haus Israel gebaut haben! Und gewinne du Vermögen in Efrata, und dein Name werde gerühmt in Bethlehem! 4,12 Und von den Nachkommen, die der HERR dir von dieser jungen Frau geben wird, soll dein Haus wie das Haus des Perez werden, den Tamar dem Juda geboren hat!

4,13 So nahm Boas die Rut, und sie wurde seine Frau, und er ging zu ihr ein. Und der HERR schenkte ihr Schwangerschaft, und sie gebar einen Sohn. 4,14 Da sagten die Frauen zu Noomi: Gepriesen sei der HERR, der es dir heute nicht an einem Löser hat fehlen lassen! Sein Name werde gerühmt in Israel! 4,15 Und er wird dir ein Erquicker der Seele sein und ein Versorger deines Alters! Denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn geboren, sie, die dir mehr wert ist als sieben Söhne. 4,16 Und Noomi nahm das Kind und legte es auf ihren Schoß und wurde seine Amme. 4,17 Und die Nachbarinnen gaben ihm einen Namen, indem sie sagten: Ein Sohn ist der Noomi geboren! Und sie gaben ihm den Namen Obed. Der ist der Vater Isais, des Vaters Davids. 4,18 Und dies ist die Geschlechterfolge des Perez: Perez zeugte Hezron, 4,19 und Hezron zeugte Ram, und Ram zeugte Amminadab, 4,20 und Amminadab zeugte Nachschon, und Nachschon zeugte Salmon, 4,21 und Salmon zeugte Boas, und Boas zeugte Obed, 4,22 und Obed zeugte Isai, und Isai zeugte David.

Weitere Rückschläge auf dem Weg zur Herrlichkeit

Nach der mitternächtlichen Szene in Kapitel 3 geht Boas zum Stadttor, wo öffentliche Geschäfte abgewickelt werden. Der nähere Verwandte kommt vorbei und Boas setzt ihm die Situation auseinander. Noomi gibt das Wenige, was sie an Grundbesitz hat, auf; der nähere Verwandte hat die Pflicht, das Grundstück zu kaufen, damit das Erbe in der Familie bleibt. Am Ende des 4. Verses sagt er zu unserem Kummer: “Ich werde es lösen.” Das wollen wir aber nicht. Wir wollen, dass Boas es löst. Es scheint wieder einen Rückschlag zu geben. Die Ironie dabei ist, dass dieser Rückschlag auf Gerechtigkeit zurückzuführen ist. Der Bursche tut ja nur seine Pflicht. Manchmal ist die Bundesstraße in den Blue Ridge Mountains total verstopft, nicht unbedingt mit Felsbrocken oder Bären , sondern mit guten Arbeitern, die nur ihre Pflicht tun. Frustrationen kommen nicht nur von sündigem Verhalten, sondern (offensichtlich!) auch von falsch platzierter Gerechtigkeit.

Wenn wir am liebsten aufschreien würden: “Nein, halte an! Lasst nicht den anderen Kerl Rut [zur Frau] nehmen!” sagt Boas zu dem näher stehenden Verwandten: “Du weißt doch, dass Noomi eine Schwiegertochter hat. Wenn du Deine Löserpflicht erfüllst, musst du sie [Rut] heiraten und Nachfahren für ihren [verstorbenen] Mann Mahlon aufziehen?” Zu unserer großen Erleichterung sagt der Verwandte in Vers 6, dass er es nicht tun kann. Vielleicht ist er schon verheiratet. Was auch immer vorliegt, wir frohlocken im Hintergrund, während Boas durch diesen Engpass im Blue Ridge hindurchkommt und schnurstracks auf die Hochzeitsfeier mit der schönen jungen Rut am Arm zustrebt.

Aber die Wolken ziehen sich zusammen. Ruth ist unfruchtbar. Wenigstens scheint es so. In Kapitel 1,4 erfahren wir, dass aus der zehnjährigen Ehe mit Mahlon keine Kinder hervorgegangen sind. Die Spannung nimmt kein Ende. Verstehen sie jetzt, warum ich sagte, dass wir aus dem Buch Rut lernen können, dass das Leben der Gläubigen keiner schnurgeraden Linie zur Herrlichkeit gleicht? Das Leben besteht aus vielen Biegungen. Wir wissen nicht, was noch kommt. Der Hauptgedanke der Geschichte heißt: Das Beste kommt noch. Ganz egal, wo sie sich befinden, wenn sie Gott lieb haben, dann kommt das Beste noch.

Warum steht Noomi im Mittelpunkt?

Die Wolken, die Rut und Boas bedrängen, sind reich an Gnade und ergießen sich in Segensströmen auf ihre Häupter (zitiert von der Hymne “God Moves in a Mysterious Way”von William Cowper) in Vers 13: “So nahm Boas die Rut, und sie wurde seine Frau, und er ging zu ihr ein. Und der HERR schenkte ihr Schwangerschaft, und sie gebar einen Sohn.” Bemerken sie aber, dass das Hauptmerk in den Versen 14 – 17 überhaupt nicht auf Rut liegt, auch nicht auf Boas. Im Mittelpunkt stehen Noomi und das Kind. Warum?

Vor ein paar Jahren kam ein schmuddelig aussehender Mensch ins Gemeindebüro, der uns um Hilfe anging. Ich fragte ihn, wie er hieße und er sagte: “Schwere Zeiten, so heiße ich, Schwere Zeiten.” Nun, am Anfang des Buches war Noomis Name Schwere Zeiten...die Schwere Zeiten Noomi. So wollte der Verfasser Noomi vorstellen. Denn die Lektion dieses Buches beinhaltet, dass das Leben der Gläubigen nicht in einer schnurgeraden Linie zur Herrlichkeit verläuft, aber dass sie gewiß dorthin gelangen.Die Geschichte begann mit Noomis Verlust. Sie endet mit Noomis Gewinn. Es begann mit dem Tod und endete mit der Geburt. Ein Sohn – für wen? Im Vers 17 sehen wir das große Ziel in Noomis langem, gewundenem Pfad. “Und die Nachbarinnen gaben ihm einen Namen, indem sie sagten: Ein Sohn ist der Noomi geboren!” Nicht der Rut! Sondern derNoomi! Warum? Um zu zeigen, dass das was Noomi in Kapitel 1,21 gesagt hatte, nicht der Wahrheit entsprach, ‘der Herr brachte sie leer aus Moab zurück’. Wenn wir nur lernen könnten, zu warten und Gott zu vertrauen, dann würden sich alle unsere Klagen gegen Gott als unwahr erweisen.

Wegweiser Gottes’ gnadenreicher Handlung in bitteren Rückschlägen

Ruth ist geschrieben, um uns zu helfen, die Wegweiser Gottes’ Gnade in unserem Leben zu erkennen, Seiner Gnade zu vertrauen, auch wenn die Wolken noch so düster sind, dass wir den Weg nicht mehr erkennen, noch weniger die Wegweiser am Rande. Blicken wir zurück und vergegenwärtigen wir uns, dass Gott am Werk war, indem er jeden Rückschlag in ein Sprungbrett zur Freude verwandelte, und dass es auch Gott ist, der in all unserem bitteren Geschick Gutes plant.

Ruts Geschenk

Erstens sehen wir, dass Gott es war, der Rut Noomi zur Seite stellte, als ihr Leben in Moab zu versinken drohte. Wir sehen das an zwei Versen: In Kapitel 1,16 lernen wir, dass Ruts Bindung an Noomi auf der Bindung an Noomis Gott basiert; “dein Gott ist mein Gott.” Gott hatte Ruts Treue in Moab gewonnen; so verdankte Noomi Gott die erstaunliche Liebe ihrer Schwiegertochter. In Kapitel 2,12 steht auch, dass Rut , als sie mit Noomi nach Juda kam, Zuflucht unter Gottes Fittichen suchte. Daher ist es Gott zu verdanken, dass Rut ihre Heimat und Familie verließ, um Noomi zu folgen und für sie zu sorgen. Die ganze Zeit war Gott dabei, Noomis Rückschläge in Freude zu verwandeln – auch wenn sie Seiner Gnade nicht gewahr wurde.

Die Bewahrung Boas’

Zweitens gibt Noomi in Kapitel 1 den Eindruck, dass es für Rut hoffnungslos ist, wieder zu heiraten, Kinder aufzuziehen, um den Familiennamen weiterzuführen (1,12). In der Zwischenzeit aber bewahrt Gott einen wohlhabenden, gottesfürchtigen Mann, genannt Boas, der genau das tun kann. In Kapitel 2,20 gibt Noomi selbst zu, dass Gott am Werk ist. Sie erkennt, dass sich hinter dem “zufälligen “Treffen von Rut und Boas “die Gnade Gottes verbirgt, die Er weder den Lebenden noch den Toten entzogen hat. “ In jedem Verlust, der den Gläubigen widerfährt, ist Gott bereits am Werk für ihren Gewinn.

Ruts Schoß öffnet sich

Drittens: wer war es, der Rut nach ihrer Unfruchtbarkeit ein Kind schenkte, so dass die Nachbarsfrauen sagen konnten: “Der Noomi wurde ein Sohn geboren? “ Gott schenkte das Kind. Sehen sie Kapitel 4,11 an: Die Stadtbewohner beten für Boas und Rut. Sie wissen dass Rut nach 10jähriger Ehe kinderlos war. Sie erinnern sich an Rahel, deren Schoß der Herr vor langer Zeit geöffnet hatte. Und sie beten darum, dass Gott Rut wie Rahel und Leah machen möchte. Der Verfasser macht es im Vers 13 ganz klar, wer für dieKonzeption des Kindes verantwortlich war.. “Boas ging zu ihr hinein und der Herr schenkte ihr Schwangerschaft.”

Wir sehen immer wieder, dass es Gott war, der in den bitteren Rückschlägen Noomis am Werk war. Als sie ihren Mann und ihre Söhne verlor, gab Gott ihr Rut. Als sie an keinen Verwandten denken konnte, der Nachfahren für den Familiennamen aufziehen konnte, schenkte Gott ihr Boas. Als Rut, die unfruchtbar war, Boas heiratete, schenkte Gott ein Kind. Im Leben Noomis sehen wir das Anliegen der Geschichte. Das Leben der Gläubigen verläuft nicht in einer schnurgeraden Linie zur Herrlichkeit, aber Gott achtet darauf, dass sie dorthin gelangen.

Ist “Herrlichkeit” ein zu starkes Wort?

Vielleicht sind sie der Ansicht, dass das Wort Herrlichkeit ein wenig übertrieben ist. Immerhin ist es ja nur ein Kind. Eine Großmutter, die nach einem langen, harten, kummervollen Leben ein Kind auf den Armen hält. Ah, das ist aber [noch] nicht das Ende der Geschichte.

Wir erheben unsere Augen zu den Wäldern und den ewigen Schneegipfeln

John Henry Jowett, der damalige Pastor der Fünften Presbyterianischen Kirche in New York City gab 1912 die Yale Vorlesungen über das Predigen. Ein Abschnitt in seinen Vorlesungen über gutes Predigen gibt uns einen Einblick in das, was der Verfasser des Buches Rut erstrebte, als er seine Geschichte beendete.

Jowett beschreibt einen guten Prediger

als jemanden, der zum Horizont statt in ein umschlossenes Gebiet oder in eine örtliche Landschaft zu blicken scheint. Er hat die wunderbare Gabe, jedes Thema mit der vergangenen und der zukünftigen Ewigkeit in Verbindung zu setzen ....Es ist als sähen sie einen Teil eines Schnitzwerkes durch das Fenster in einem Schweizer Dorf und sie richteten die Augen zum Wald empor, wo das Holz heranwuchs und noch höher zu den ewigen Schnee[gipfeln]. Ja, das war die Art Binneys [zu predigen], die Art Dales, Bushnells und Newmans und Spurgeons – sie waren immer gewillt, beim Fenster im Dorf innezuhalten, aber sie verbanden die Straßen mit den Höhen und schickten deine Seele, über die ewigen Gipfel Gottes zu schweifen. (zitiert von The Preacher: His Life and Work, p.95)

Wenn die Geschichte von Rut in dem kleinen judäschen Dorf damit endete, dass eine alte Großmutter ihr neues Enkelkind in den Armen hielte, dann wäre [allerdings] Herrlichkeit ein zu großes Wort. Aber der Autor belässt es nicht dabei. Er erhebt seine Augen auf zu den Wäldern und den schneebedeckten Gipfeln der Errettungsgeschichte. In Vers 17 sagt er schlicht, dass dieses Kind Obed der Vater Jesses und Jesse der Vater Davids ist. Plötzlich begreifen wir, dass sich hier die ganze Zeit etwas angebahnt hat, was unsere Vorstellungskraft übersteigt. Gott plante nicht nur einen zeitlich bedingten Segen für einige Juden in Bethlehem. Er bereitete das Kommen des größten Königs vor, den Israel je hatte, David. Und in dem Namen David vereint sich die Hoffnung auf den Messias, auf das neues Zeitalter, den Frieden, die Gerechtigkeit, die Freiheit von Schmerz, Tränen, Kummer und Schuld. Diese einfache kleine Geschichte mündet in den großen Strom der Hoffnung.

Die Krankheit der Nebensächlichkeit

Eins unserer größten Krankheiten heute ist die Nebensächlichkeit. Worin die meisten Leute die meiste Zeit investieren, ist gänzlich nebensächlich. Was das zur Krankheit macht, ist die Tatsache, dass wir als Ebenbild Gottes geschaffen wurden und für hohe Ziele leben sollen. Keiner von uns ist wirklich mit dem Jagen nach nebensächlichen Dingen zufrieden. Unsere Seele wird sich nicht mit Bagatellen zufrieden geben. Warum verwendet die Zeitung einen ganzen Teil für den Sport, und fast nichts für die größte Geschichte dieses Weltalls – das Wachstum und die Ausbreitung der Kirche Jesus Christi? Es ist einfach verrückt, dass unbedeutende Spiele solch eine zentrale Rolle in unserer Kultur einnehmen sollten. Es ist schlicht ein Anzeichen dafür, dass wir den Nebensächlichkeiten verfallen sind. Wir leben in dem Schweizer Dorf und starren die Holzfigürchen an, und selten heben wir unsere Augen auf zu den Wäldern und den ewigen Schnee[gipfeln]. Wir bemühen uns andauernd und hoffnungslos, unser Verlangen nach Bagatellen zu stillen. So verwelken unsere Seelen. Unser Leben wird zur Bagatelle. Und unsere Fähigkeit, Gott gebührend zu ehren, verlischt.

Gottes glorreiches Handeln durch die Geschichte

Das Buch Rut lehrt uns, dass Gottes Plan für die Seinigen darin besteht, uns mit etwas viel Größerem als uns selbst zu verknüpfen. Gott möchte, dass wir begreifen, wenn wir Ihm folgen, dass unser Leben immer bedeutungsvoller ist, als wir annehmen. Für Christen gibt es immer eine Verbindung zwischen den gewöhnlichen Vorkommnissen des Alltags und dem gewaltigen Handeln Gottes in der Geschichte. Alles, was im geringsten Gehorsam zu Gott geschieht, ist bedeutungsvoll. Es stellt Teil des kosmischen Mosaiks dar, das Gott gestaltet, Seine große Macht und Weisheit der Welt und den Gewalten und Mächten in der Himmelswelt kundzutun (Epheser 3,10). Die tiefe Erfüllung eines christlichen Lebens besteht darin, dass es nicht von Bagatellen bestimmt wird. Einer verwitweten Schwiegermutter zu dienen, Ähren aufzulesen, Liebe zu finden, ein Baby zu haben – für den Christen sind alle diese Dinge mit der Ewigkeit verknüpft. Sie sind Teil von etwas viel Größerem als es den Anschein hat.

Das Wort Herrlichkeit ist nicht zu stark. Das Leben der Gläubigen verläuft nicht in schnurgerader Linie zur Herrlichkeit, aber sie gelangen gewiß dorthin – Gott achtet darauf. Es gibt eine Hoffnung, die weit über das niedliche Baby und die glückliche Großmutter hinausgeht. Wenn es nicht so wäre, dann wären wir von allen die elendsten Menschen. Die Geschichte weist auf David hin. David weist weiter auf Jesus hin. Und Jesus weist noch weiter auf die Auferstehung unserer vergänglichen Leiber hin (Römer 8,23), wenn “der Tod nicht mehr sein wird, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz : denn das Erste ist vergangen” (Offenbarung 21,4).

Das Beste kommt noch. Diese unerschütterliche Wahrheit manifestiert sich im Leben von Männern und Frauen, die im Glaubensgehorsam Christus folgen. Ich sage es zu den Jungen, die stark und voller Hoffnung sind, und zu den Alten, deren äußere Hülle langsam verwelkt. Das Beste kommt noch.

Ein Gleichnis von Gottes Liebe in Seinem Bund

Ich sah dieses Beispiel Freitag. Ich besuchte gerade die älteren Leute im Caoline Zentrum und stieg in den Aufzug mit einer Frau im Rollstuhl. Sie war alt, missgestaltet und verwirrt. Sie schüttelte sinnlos den Kopf, stieß unzusammenhängende Worte aus und ihr Mund blieb offen stehen. Dann bemerkte ich einen gut gekleideten Mann, in den sechziger Jahren, der den Rollstuhl schob. Ich fragte mich, wer das sein möge. Als wir zusammen den Aufzug verließen, hörte ich ihn sagen: “Nimm auf deine Füße acht, Liebling.

Liebling. Während ich zum Auto zurückging, dachte ich ...wenn ein Ehebund zwischen Mann und Frau unter diesen Umständen so eine Treue und Bindung und Zuneigung produzieren kann, dann hat Gott keine Mühe, unter Seinen großen und barmherzigen Bedingungen Seines Neuen Bundes in Christus Odette McAviney und Harold Holmgren und Mary Agnes Danielson und dich und mich (auch wenn wir noch so krank sind!) “Liebling” zu nennen. Wenn Er das tut, dann gibt es keine Wahrheit, die unerschütterlicher ist, als diese: Für sie und für uns kommt das Beste noch. Amen.