Auch Mütter brauchen Theologie

An was denken Sie zuerst, wenn sie das Wort Theologie hören?

Vielleicht denken sie an schwer aussprechbare Wörter, verstaubte Bücher aus vergangenen Jahrhunderten oder sogar langwierige Predigten? Hätten Sie die Wahl, Theologie zu studieren oder ein Buch für praktische Tipps zum Alltag zu lesen, wie würden Sie sich entscheiden?

Für viele, die wir Mütter sind, scheint schon allein der Gedanke an ein Theologiestudium ganz außerhalb dessen, was wir täglich zu meistern haben, zu liegen. Wir denken wahrscheinlich, ich kann in diesem gegenwärtigen Lebensstadium nicht mehr Theologie erlernen. Mein Leben ist ganz und gar mit den täglichen Pflichten des Mutterseins erfüllt und überfordert. Wir denken wahrscheinlich, dass es angebrachter wäre, sich über Probleme beim Einschlafen, die bestmögliche Ernährung für heranwachsende Kinder zu informieren, oder wie man unser Vorschulkind davon abhält, mitten im Laden an der Kasse einen Tobsuchtsanfall zu haben.

Es ist aber tatsächlich so, dass wir dringend der Theologie zur Erfüllung unserer täglichen Pflichten als Mutter bedürfen. Wir brauchen Theologie für den Kampf ums Schlafengehen, Essenssorgen, den Laden und alles davor und danach.

Was bedeutet Theologie eigentlich?

Das Wort Theologie kommt aus dem Griechischen, und setzt sich zusammen aus den Wörtern theos (Gott) und logos (Wort oder umfangreiches Wissen). Theologie beinhaltet das gesamte Wissen über Gott, oder einfach gesagt, das Studium über Gott. Als Christen sollte es unser Verlangen sein, alles über Gott wissen zu wollen. Er ist schließlich unser Erschaffer, Schöpfer, Bewahrer und Retter.

Theologie zu lernen ist nur der erste Schritt. Wir müssen es auch anwenden. Und wenn Theologie in unser tägliches Leben eingreift, merken wir, dass es nicht nur für Seminar professoren, sondern für uns alle von Bedeutung ist.

Was wir über Gott glauben, wer Er ist, was Er getan hat, und wer wir angesichts dessen sind, hat nicht allein für das Studium und die Diskussion Bedeutung. Worte wie Anrechnung [der Gerechtigkeit Christi], Rechtfertigung, Sühne und Erwählung bestimmen in jeder Weise unseren Tagesverlauf. Sie prägen uns.

  • Wenn Ihr Kind krank ist, die Ärzte ratlos sind und noch weitere Tests verordnen, dann sagt Ihnen Ihre Theologie, dass Gott souverän alles unter Seiner Kontrolle hat. Sie sagt Ihnen, dass Gott nicht schläft – dass Er Sie nicht vergessen hat. Alles ist unter Seiner Herrschaft, und Ihre Umstände sind keine Überraschung für Ihn. Ihre Theologie erinnert Sie in diesem Moment daran, dass Er das Beste für Sie im Auge hat und dass Er alle Dinge zum Guten für Sie und Seinen Ruhm zusammenwirkt. (Römer 8,28).
  • Wenn Sie mit Ihrem Kind aus Ärger barsch reden, dann ist es Ihre Theologie, die Sie daran erinnert, dass Jesus gekommen ist, um gerade für diese Sünden zu sterben. Sie sagt Ihnen, dass Jesus ein perfektes Leben geführt hat, niemals unfreundlich war und Seine Gerechtigkeit Ihnen angerechnet wurde, was Sie im Glauben angenommen haben. Sie sagt Ihnen, dass Er selbst in diesem Moment Sein Werk in Ihnen vollbringt, Sie zur Reue bewegt, und Sein Werk, das Er in Ihnen begonnen hat, zur Vollendung bringt.
  • Wenn der ganze Sinn Ihres Lebens in Ihrer Mutterrolle aufgeht, dann ist es Ihre Theologie, die Sie daran erinnert, dass Sie Ihre Identität in Christus gefunden haben. Es geht nicht darum, wie erfolgreich Sie als Mutter sind, wie wohl erzogen Ihr Kind ist oder wie adrett und ordentlich Ihr Haus aussieht. Ihr Sinn, Ihr Zweck, Ihre Bedeutung und Identität ist darin gegründet, wer Sie als erlöstes und angenommenes Kind Gottes sind.
  • Wenn Sie todmüde sind, das Kind krank, der Mann beruflich auf Reisen ist, und Sie meinen, es nicht bis zu seiner Rückkehr zu schaffen, dann ist es Ihre Theologie, die Ihnen sagt, dass Gott Ihnen die Gnade geben wird, die Sie in dem Moment brauchen. Es ist die Theologie, die Sie daran erinnert, dass Sie das Leben allein nicht meistern können, und dass Sie ohne Jesus nichts vermögen. Sie sagt Ihnen, dass Ihre Ruhe und Hoffnung nur in Christus zu finden ist und dass Sie Ihm trauen können, Sie hindurchzutragen.

Echte Hoffnung, Echte Weisheit, Echter Frieden

Oft lassen wir uns als Mütter dazu verleiten, dass es eine schnelle Lösung geben muss, um unser Leben zu verbessern – etwas Greifbares, das wir morgen anwenden können, damit alles wie am Schnürchen läuft. Wenn die täglichen Anforderungen im Haus und in der Kindererziehung uns überfordern, denken wir, wir brauchen vor allem eine neue Idee, eine neue Technik, damit alles in Ordnung ist. In solchen kurzen Momenten, wenn wir Zeit zum Nachdenken und Lesen haben, greifen wir nach diesen praktischen Büchern und Artikeln, in der Hoffnung, dass sich Dinge mit irgendeinem neuen Tipp ändern.

Zugegeben, Bücher mit praktischen Anweisungen können in einigen Situationen hilfreich sein, aber die Hoffnung, die sie anbieten, ist von kurzer Dauer. In Wahrheit ist es die Theologie, die uns lehrt, wer Gott ist und was Er getan hat, die uns echte Hoffnung, echte Weisheit und echten Frieden, die wir in unserem Leben brauchen, gibt – die von langer Dauer ist. Es ist die Theologie – Gott kennen - die uns fest im Chaos des Mutterseins verankert.

Also, liebe Mütter, Theologie ist eben nicht nur für Pastoren, Lehrer und Professoren gedacht, sondern für Sie. Und es gilt nicht für ein anderes Lebensstadium. Es ist lebensnotwendig für Sie, gerade hier, gerade jetzt, im Gewühl des täglichen Lebens als Mutter.